Donnerstag, 25. November 2010

Einen schönen Gruss aus San Miguel de Velasco

Ja, nun bin ich schon seit zwei Woche am Ort meiner Sendung endlich gut angekommen, und habe hier schon einiger Massen Wurzel gefasst, und abgesehen von einige Kleinigkeiten geht es mir wirklich sehr gut hier. Doch nun schön der Reihe nach.

Santa Cruz

Mein letzter Bericht schrieb ich noch aus Santa Cruz. Da es Pater Adrian nicht so dringend war mich abzuholen, habe ich insgesammt eine ganze Woche in Santa Cruz verbracht. Aber es war mir auch recht so, mich gut auszuschlafen, zu aklimatisieren, die erste Erfarungen zu sammeln, die erse Freundschaften zu schliessen, und nicht zu letzt die erste Schritte zu machen meine geringe Spanischkenntnisse zu aktivieren, den Mut nehmen den Mund auf zu machen usw., noch bevor ich meine künftige zu Hause, Kollegen und Schüler kennen lerne. Ich verbrachte diese Zeit vor allem mit Sprache lernen, und Santa Cruz – zu erst mit Begleitung, später auch allein – etwas zu erforschen.

San Miguel

In der Nacht von Dienstag den 9. November auf Mittwoch den 10. Sind wir mit Pater Adrian dann endlich mal nach San Miguel gefahren. Nach einer Nachtreise ermüdet fragte ich zu erst nach meinem Bett, und schlief bis Mittag. Dann machte ich mich auf die Arbeit mein Zimmer etwas aufzurräumen – es war überall dick von roter Staub bedeckt – bevor ich meine Koffer auspacken konnte. Und ich stand nach dieser Arbeit noch unter die Dusche, als im Nachbarraum die ersten Geigenklänge ertönten… Ja, die Räume der Musikschule sind mir gleich nebenan, man könnte sagen, ich wohne mitten in der Musikschule, und höre jeder Ton aus meinem Zimmer.
Also ging ich bald hinüber und wir begrüssten und gegenseitig. Und das Orchester, das nun dessen Probe begann, spielte mir zum Begrüssung gleich einen Satz aus einer der Barokk-Sonaten aus der Repertoir der Chiquito-Indianer aus der Zeit der Jesuitenmission. Und nur wenigen Minuten später war ich schon dabei mit der Bass-Gruppe (Cello, Kontrabass) einen neuen Werk aus dieser Repertoir zu proben. So begann also meine Arbeit in der Musikschule…
…aber ich will nicht zu schnell voreilen. Zur Arbeit in der Musikschule komme ich etwas später.  Zunächst einmal: wo bin ich nun hier überhaupt angekommen? Ich will nun nicht zu viele Zeilen für die Geschichte und für die Kirche von San Miguel  vergäuden, denn das ist auch im Wikipedia leicht zu finden. Es reiche nun knapp, dass San Miguel zu den von den Jesuiten im 18. Jh. gegründeten Missionsreduktionen gehört, dessen Kirche bis Heute in guter Zustand steht, und nach wie vor genützt wird, und mit 6 anderen ähnlichen Kirchen dieser Gegend zur Weltkulturerbe gehört. Nun möchte ich aber eher über meine persönliche Eindrücke berichten. Nämlich kann ich stolz berichten, dass selbst mein Zimmer, der sich im Gebäudekomplex der Kirche befindet,  ein Teil der Weltkulturerbe bildet! :o) Und die Kirche… also natürlich habe ich in meiner Vorbereitungszeit einiges über dieses Ort gelesen, aber die Kirche hier zu erleben ist was ganz anderes. Als ich am ersten Tag am Abend in die Messe ging, hatte ich plötzlich die Friede gespürt, und sagte Dank, dass ich angekommen bin, und gehorchte, wie die schweren Holzbalken über die offenherzigen Indios der Jesuitenzeit erzählten…  und natürlich auch wie ihren Nachkommen die Messe feiern, mit denen ich nun, für den kommenden 10 Monaten gemeinsam den Weg gehe.     
Schon am nächsten Tag bin ich dann mit Amansio, einer meinen zwei Kollegen in der Musikschule auf einen kleinen Spaziergang in der Stadt gegangen. Sie ist recht hübsch, bescheiden, aber doch ordentlich, viel sauberer, als das Bezierk von Santa Cruz, wo ich eine Woche füher meinen ersten Entdeckungs-Spaziergänge machte.  Und natürlich geht die Entdeckung Tag für Tag weiter, Schritt für Schritt, wie ein Kind lerne ich die Welt wieder kennen, immer mehr Dateils gewinnen Klarheit, doch bleibt noch genug Dinge – sowohl sprachlich, wie auch sonst – denen ich nicht verstehe.

Spanisch

Ja, auch meine Sprachkenntnisse sind Tag für Tag spührbar besser, und verstehe immer mehr, zugleich ist mir das peinliche Gefühl auch mehr als Bekannt, wo ich – z.B. im Orchesterprobe vor 9-10 Kinder stehend – etwas ausdrücken will, und fühle mich, als rennte ich gegend die Wand, und versuche es erneut, aber keine Hoffnung: dieses Wort, das ich brauche, tue ich weder kennen, noch bin ich in der Lage es umzuschreiben. Doch die Kinder sind echt nett und schauen geduldig zu, wie ich verzweifelt mit meinen Blockaden in Gehirn kämpfe. (Immerhin keine neue Erfahrung: es ging mir ja ähnlich, als ich mit 11 zum ersten Mal in eine deutsche Schulklasse kam…) Aber mitlerweile beherrsche ich die knappe Wortschatz, die ich in eine Probe unbedingt brauche, immer mehr geht es eher um Feinheiten, die ich noch nicht ausdrücken kann.
Mit spanisch lernen komme ich eigentlich auch alleine ganz gut zu recht. Ich habe ja im Frühjahr in Graz einen Kurs besucht (Wirtschafts-Spanisch fortgeschritten…), wo wir grammatisch ziemlich weit vorangegangen sind. Ich habe die Grammatik dort also einiger Massen kapiert, oder weis zu mindest wo ich nachschlagen kann, wenn ich was nicht weis. Was mir fehlt ist allein: üben, üben und üben. Ich habe auch einen Buch mit 300 Grammatikaufgaben mit Lösungsschlüssel, also fehlt es mit wirklich nichts für´s Selbststudium. Und Vokabeln begegnen mich ja wesentlich mehr, als ich verdaunen kann. Doch schlug mir Pater Adrian vor Privatunterricht zu nehmen, und fragte ganz spontan eine pensionierte Lehrerin, ob sie mich unterrichten würde. Also nehme ich nun täglich 1-2 Stunden Unterricht bei Donna Juanna. Die Dame ist in der Kirchengemeinde sehr aktiv, hat übrigens 6 Kinder und 15 Enkelkinder, von denen 3 auch unsere Musikschule besuchen. Sie verweigert es für das Unterricht Geld von mir anzunächmen. Anfangs wollte ich das so nicht annähmen, aber nachdem ich ihre Enkelkinder in der Musikschule auch umsonst unterrichte, habe ich damit weiters keine Gewissensprobleme. Unter uns sei gesagt: sie ist kein Naturtalent für Sprachunterrichten. Anfangs erwartete sie mich mit einen ABC-Buch, und wollte mir die Buchstaben beibringen, und ich konnte sie nur schewer überzeugen, dass ich, nur weil ich die Sprache nicht kann, noch lange kein Analphabet bin. Oft geniest sie einfach – habe ich das Gefühl – dass jemand sie zuhört, und redet, und redet, und nimmt wenig Rücksicht, ob ich mitkomme. Und wenn ich ab und zu eine positive Rückmeldung gebe, dass ich was verstanden habe, ist sie noch mehr begeistert, und erzählt noch schneller weiter… Aber ich glaube, es ist auch wichtig zu lernen ein guter Schüler zu sein, ich meine, um aus dem Lehrer das herauszuziehen, was man braucht. Sehr viel lerne ich daraus, dass ich täglich kleine Aufsätze schreibe, über Themen und mit Redewengungen, die ich gerade in der Musikschule, oder sonstwo brauche, die wir dann gemeinsam korrigieren. Und sonst bitte ich sie mir über dinge zu erzählen, die mich interessieren, so fragte ich sie über Einiges, und sie erzählte mir, über Gebräuche der Indianerbevölkerung, Geschichte und Schulsystem (sie, und alle ihre Kinder sind in irgentwelcher Form in das Bildungswesen tätig…) des Stadtes und über gefährliche Giftschlangen der Gegend. Also lerne ich nicht nur spanisch, sondern auch etwas Heimatkunde von ihr. Diese Woche machen wir jeden Tag kleine Spaziergänge in der Stadt, so lerne ich auch endlich ein paar Leute kennen.

Die Mitbrüder

Ich lebe hier in der Parokie, mit zwei Stezler Padres: Adrian aus Indonesien und Dennis aus Papua Neuguinea (glaube ich). Dennis kenne ich zunächst noch kaum, da er nur zwei Tage nach meiner Ankunft für zwei Wochen nach Cochabamba gefahren ist. In Moment ist auch Adrian für einigen Tagen  unterwegs. Es gibt auch drei Franziskaner Schwester in unserer Nachbarschaft, die aber in Moment auch mit der Conregation für zwei Wochen auf irgentwelcher Treffen in Santa Cruz sind, also ist die Stadt komplet ohne Gestigen geblieben, und muss sie Täglich mehrmals trösten, wenn sie hier vor die Türe stehen, und nach den Padres fragen…

Lebensrhythmus

Mittlerweile habe ich auch so etwa mein Tagesrhythmus gefunden. Ich wache täglich um 6.00 in der Früh auf. Länger kann ich nicht schlafen, da die Sonne so stark scheint. Um 9.00 habe ich meine Spanisch-Stunde, 1-2 Stunden lang. Vorher und naher verbringe ich den Vormittag mit spanisch lernen. Um 12.00 ist Mittagessen, und bis etwa 14.00 Siesta (und das braucht man auch). Dann habe ich kurz Zeit für Vorbereitung, und dann gehört die Nachmittag der Musikschule. Abend gehe ich meistens um 19.30 in die Messe, naher Abendessen, bisschen Gespräch, bisschen lernen oder lesen, und schon ist es Zeit schlafen zu gehen, denn um 6.00 geht wieder die Sonne auf…
Montags fahren wir mit den Padres gewöhnlich nach San Ignacio, eine etwas grössere Stadt, etwa 20 Km entfehrnt, und essen Mittag mit den anderen Padres der Conregation. Zugleich ist es auch Gelegenheit für Einkäufe, denn in San Ignacio gibt es doch etwas mehr Geschäfte, als hier.  

Musikschule

Die erste Eindrücke in der Musikschule waren absolut positiv, vor allem nach dem ich entsprechend der Berichte meines Vorläufes, Severin auf das Schlimmste vorbereitet war, so etwa dass ich alles von null aufbauen muss. Vielleicht war es nicht immer so, und dann muss ich sagen, das Severin und seine Kollegen eine hervorragende Arbeit geleistet haben, denn nach den ersten Eindrücken herrscht es hier doch einigermassen Ordnung. So weit ich die dinge überblicken kann, sieht die Sache folgender Massen aus: Cirro, der eine Kollege leitet zwei Gruppen (4 Kinder/Gruppe) von Anfänger Geiger, also Gruppen die in dieses Schuljahr zu spielen begannen. Ach so, wichtig: hier beginnt das Schuljahr in Februar, und ging gerade vorige Woche zu Ende. Nun haben die Kinder Sommerferien bis Ende Jänner, doch in der Musikschule geht die Arbeit auch in den Ferien weiter, letzt endlich haben die Kinder nun mehr Zeit für Musik. Also spielen die Anfänger seit 10 Monaten, spielen vor Allem die Stücke der Susuki Schule und beherrschen die erste Lage so einiger massen. Das Orchester, also die Fortgeschrittenen werden von der anderen Kollege Amansio geleitet, ein Orchester mit 3 erste, 4 zweite Geigen, zwei Celli und einen Kontrabass. Nur wenige der bessten Schüler bekommen Privatunterricht, die Anderen nur in Gruppen, dafür aber jeden Tag (Montag bis Freitag). Die Anfänger im Lauf der Nachmittag, die Fortgeschrittene täglichvon 17.00 bis 19.00 Uhr. Absolut positiv ist, dass nun alle ein eigenes Instrument haben, die sie nach Hause mitnehmen, und dort üben können, und dass die Instrumente doch alle in einiger Massen brauchbaren Zustand sind (das war, so weit ich von Severin weis, nicht immer der Falle). 
Und die erste Eindrücke waren echt faszinierend: sie sind begabt, und spielen mit einen Feuer, dass ich fast Angst bekomme, dass die Geigen zu brennen beginnen! Von der anderen Seite mangelt es etwas an technische Grundlagen, und sehr an Anspruch an saubere Intonation!  Die Sonate, die sie mir vorgespielt haben, war teilweise so falsch, dass ich oft nicht entscheiden konnte, ob das Akkord, was ich höre, ein Dur- oder ein Moll-Akkord sein soll. Dies zu verbessern ist meiner Ansicht nach zunächst die wichtigste Aufgabe. 
Am Mittwoch, wo ich angekommen bin, begannen wir gerade eine neue Sonate zu lernen, eigentlich von den italienischen Komponist Sammartini, doch da diese Sonate auch in der Sammlungen der Chiquito-Repertoir auffindbar ist, wird auch dieses Werk als Teil ihre Kulturerbe angesehen. Wir arbeiteten zwei Tage getrennt (also ich mit der Bass-Gruppe), und dann, am Freitag hatte ich die Ehre die erste tutti-Probe zu leiten. Also, ich war echt fasziniert! Sie haben so wahrensinnig aufgepasst, und alles gemacht. Natürlich hat ein Fremder immer ein gewisser Vorteil, vor Allem zum ersten Mal, das weis ich aus eigener Erfahrung als Orchestermusiker, und natürlich dauert jeder Wunder nur drei Tage, wie wir das in Ungarn so sagen. Aber dennoch bin ich immernoch begeistert von ihnen, und geniese sehr mit ihnen zu arbeiten. Auch, wenn die intonation stehts ein Kampf ist, hoffe ich dass der Kampf langfristig doch dessen Früchte bringt.
Mittlerweile habe ich hier auch einen begabten Celloschüler, Hose-Maria, mit den ich bisschen grundlägendes Technik, und nun den F-Dur Concerto von Vivaldi übe, und gebe sogar Marco, unseren Kontrabassist unterricht (Gott sei dank beherrsche ich zu mindest theoretisch, wie man Kontrabass Fingersätze schreibt, und habe auch eine Kontrabassschule in digitaler orm mitgebracht…)
Mittlerweile haben wir die Sonate wieder etwas weggelegt, und angefangen die auf uns zukommenden Aufgaben zu planen. Wir haben einen Weihnachts-Konzert vor uns, wofür wir vorige Woche die Stückvorschläge gesammelt haben, und begannen auf meinem Vorschlag die Pastorale aus der Weihnachts-Concerto Grosso von Corelli zu proben. Wir probten zunächst getrennt, wobei ich die 2. Geigenstimme übernahm. Zunächst steht die Frage noch offen, ob wir – wie sie es voriges Jahr gemacht haben – das Konzert mit der Musikschule in Santa Ana (eine der Nachbarörter) zusammen machen, oder nicht. Zugleich haben wir vergangenen onnerstag eine Einladung aus Brasilien bekommen: wir sollen dort in einer Stadt etwa eine Tagesreise entfehrnt eine Woche verbringen, und mit der Musikschule dort einen Konzert machen. Das wehre am 12.-19. Dezember, also sehr knapp vor unser geplantes Weihnachts-Konzert. Das ist natürlich was ganz Tolles, wirft aber in der Planung auch einige Fragen auf. Nun proben wir neben Corelli für die Reise mehrer früher gelernte Sonaten – wobei ich versuche mit viel Geduld die Intonation auf brauchbare Niveau zu bringen – und auch eineige volkstümliche Sachen aus dieser Gegend. 

Firmung in Sant José

Am Sonntag bin ich mit Pater Adrian und unster Bischof hier zum Firmung nach San Juan gefahren. San Juan ist ein Dorf von einige hundert Läute,  liegt 80 km weiter östlich, gehört aber noch zu unserer Pfarei(!). Der Bischof, von dem ich noch in der Ziet meiner Vorbereitung gelesen habe, dass er die verngelegene Ortschaften seiner Diözese gewöhnlich mit seiner Kleinflugzeug besucht, war nun mit dem Auto auf Schlampisten über Berg und Tal unterwegs. Er stammt ursprünglich aus Deutschland, ist nun aber echter Boliviander, und Deutschland ist für ihm nur noch eine ferne Erinnerung. Doch war es schön endlich mal mit jemanden eine Sprache zu sprechen, die ich beherrsche. Mit den Padres kann ich zwar notfalls englisch reden, sonst aber nur spanisch. Ungarisch schimpfe ich nur noch mit den Hunden und mit dem Computer, wenn er nicht funktioniert… (und das kommt leider vor :o)

Allgemein gilt es eigentlich für alles, was ich über die Musikschule gesagt habe: ich war geistlich in jeder Hinsicht auf Schlechters vorbereitet. Die Klima hier ist absolute gut erträglich (zweimal habe ich sogar langes emd gebraucht :o), und auch ist dieser Gegend nicht sooooo extreme arm, wie ich sie mir vorgestellt habe, man kann auch in ostlicher Teile Europas ähnliches erleben…     

1 Kommentar:

  1. Super, lieber Musiker, nur weiter so!

    Es grüsst dich aus dem Nachbarland, aber doch weit weg

    Josef

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